Krankschreibung beim Arzt wegen Mobbing möglich?

von Redaktion
mobbing im job

Ständige Sticheleien durch Kollegen, das Vorenthalten arbeitsrelevanter Informationen oder unsachliche Kritik vor versammelter Belegschaft durch den Chef – all das sind typische Beispiele für Mobbing in der Arbeitswelt. Doch nicht immer muss Mobbing von Angesicht zu Angesicht und direkt am Arbeitsplatz stattfinden. Auch über das Internet ist Mobbing möglich. In solchen Fällen spricht man von Cybermobbing.

Die Folgen sind für Betroffene oft weitreichend. Körperliche Beschwerden, Dauerstress und psychische Erkrankungen können vor allem bei anhaltendem Mobbing auftreten. Ist es möglich, sich wegen Mobbing krankschreiben zu lassen und was müssen Angestellte dabei beachten?

Krankschreibung bei Mobbing meistens wegen psychischer Erkrankungen

Mobbing selbst ist kein Grund für eine Krankschreibung. Die Folgen, die anhaltendes Mobbing für Arbeitnehmer haben kann, rechtfertigt unter Umständen jedoch sehr wohl eine Krankschreibung. Die ständige Belastung am Arbeitsplatz, der Stress und die daraus resultierende Angst vor dem nächsten Arbeitstag machen Betroffene psychisch oft krank. Die Folge können Depressionen oder Angststörungen sein.

Teilweise zeigen sich auch körperliche Symptome als Folge der psychischen Dauerbelastung. Häufig sind das anhaltende oder regelmäßig auftretende Kopfschmerzen, Schlafstörungen mit daraus resultierender Erschöpfung, Verdauungsbeschwerden oder häufige Infekte aufgrund eines geschwächten Immunsystems. Sowohl die körperlichen Symptome als auch die psychische Belastung sind unter gewissen Voraussetzungen ein ausreichender Grund für eine Krankschreibung durch den Hausarzt oder einen behandelnden Facharzt.

arbeitnehmer beim psychologen

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Vorgehen für eine Krankschreibung beim Arzt

Wer Mobbing am Arbeitsplatz erlebt und erste Symptome oder Anzeichen einer psychischen Erkrankung bei sich bemerkt, der sollte möglichst schnell seinen Hausarzt aufsuchen. Je früher Betroffene Hilfe erhalten, desto besser sind Mobbingfolgen therapierbar. Außerdem müssen Betroffene eine anhaltend belastende Situation am Arbeitsplatz nicht dauerhaft ertragen. Auch hier ist es wichtig, sofort aktiv zu werden. Allerdings bringt das nicht in jedem Fall eine Besserung der Situation. Bleibt es beim Mobbing, kann eine Krankschreibung eine Auszeit von der hohen psychischen Belastung bringen, in der gemobbte Personen Kraft und Kapazität haben, sich aus dieser Situation zu befreien.

Ein offenes Gespräch mit dem Hausarzt über die vorliegende Situation und die dadurch bereits entstandenen Symptome ist der erste Schritt zur Besserung. Häufig folgt darauf eine Krankschreibung. Üblich ist auch eine Überweisung an einen Psychologen oder Psychiater, sofern Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung vorliegen. Gleichzeitig ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass eine Krankschreibung das eigentliche Problem, nämlich Mobbing am Arbeitsplatz, nicht dauerhaft unterbindet. Hierzu sind weitere Schritte erforderlich.

Was sind die Folgen?

Wie bei jeder anderen Krankschreibung auch haben Betroffene zunächst sechs Wochen lang Anspruch auf Lohnfortzahlung in voller Höhe durch den Arbeitgeber. Dieser erfährt übrigens nicht den Grund für die Krankmeldung. Sie ist auf dem Krankenschein nicht vermerkt. Sollte ein Arbeitgeber nach dem Grund für die Krankschreibung fragen, muss ein Arbeitnehmer diese Frage nicht beantworten. Sobald die Krankschreibung über eine Dauer von sechs Wochen hinaus verlängert wird, entfällt die Lohnzahlung durch den Arbeitgeber. Stattdessen erhalten Arbeitnehmer dann für die weitere Dauer der Krankschreibung Krankengeld von ihrer Krankenkasse.

frau leidet an mobbing

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Tipps und Möglichkeiten, um Mobbing zu beenden

Neben einer Behandlung bereits aufgetretener Erkrankungen als Folge des Mobbings ist es auch wichtig, den Kreislauf zu durchbrechen, um langfristig gesund zu bleiben und wieder Spaß an der Arbeit zu haben. Betroffene können sich Hilfe und Unterstützung suchen. Geht das Mobbing vom Chef aus, hilft möglicherweise ein Gespräch mit der Personalabteilung oder vertrauenswürdigen Kollegen. Sind hingegen die Kollegen die Mobber, ist der Chef erste Anlaufstelle für das Mobbingopfer. Er ist verpflichtet, geeignete Konsequenzen zu ergreifen und gegebenenfalls disziplinarische Maßnehmen gegen die Mobber einzuleiten.

Falls es innerhalb des Unternehmens keine Anlaufstelle für Mobbingopfer gibt, finden diese auch extern Hilfe. Therapeutische Unterstützung ist im Rahmen einer Psychotherapie bei einem Psychologen möglich. Fachliche und rechtliche Beratung finden Mobbingopfer bei Anwälten. Gerade in größeren Städten gibt es häufig Selbsthilfegruppen zum Thema Mobbing. Der Austausch mit anderen Opfern von Mobbing kann dabei helfen, Strategien gegen die Schikane zu entwickeln und zukünftig nicht mehr zum Opfer zu werden. Sollten Gespräche, Beratung oder rechtliche Schritte an der Situation am Arbeitsplatz nichts ändern, hilft in letzter Konsequenz oft nur noch der Jobwechsel.

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